Hollvada W5

Praxistest

07.06.2020

 

Die Hollvada W5 ist nun mehr die siebente Smartwatch, die ich teste. Meine erste Smartwatch hieß ZGPAX S6. Sie glich damals eher einem Taschenrechner. Dann kam die Ourtime X01S, für mich noch heute die schönste aller Smartwatches. Letztes Jahr kam dann die Kospet Hope dazu, die ich auch heute noch nutze, weil sie von allen Uhren am meisten zu bieten hat. Sie ist quasi ein vollwertiges Smartphone mit Android, Google PlayStore, 3GB/32GB, WLAN, LTE, Nano-SIM etc.. In den letzten 3 Monaten ergänzten nun die DT78, die AMAZFIT Bip Lite und die Bakeey/Colmi P8 meine Sammlung.

All meinen Erfahrungen, mit diesen Uhren, musste sich nun die Hollvada W5 stellen. Ganz augenfällig wurde beim Design Anleihe bei der Apple Watch 5 genommen. Man könnte auch von einer dreisten Kopie sprechen. Interessant ist, dass sie auch noch Mikrofon und Lautsprecher hat. Damit sollen nicht nur Telefonate an der Smartwatch angenommen, sondern auch noch Bluetooth Telefonate selbst aufgebaut werden können. Ist die Uhr vielleicht auch technisch ein wenig Apple Watch? Das klären wir mit diesem Praxistest. 

Ich habe die Hollvada W5 bei Aliexpress in China gekauft und selbst importiert. Der Eigenimport ist unkompliziert, weil in der Regel kein Zoll anfällt. Auf dem Karton der Verpackung ist ein CE-Kennzeichen zu finden, auf der Uhr selbst nicht. Der Karton ist schlicht, ohne nähere Bezeichnung der Smartwatch. So kann dieselbe Uhr unter verschiedenen Brands verkauft werden. Im Karton liegt die Uhr mit Silikonarmband, eine Ladeschale mit festem USB-A Kabel und eine Bedienungsanleitung in Englisch und Chinesisch. Auf dem Uhrenglas ist eine transparente abziehbare Transportschutzfolie angebracht.

 

Details:

Marke: Hollvada / Divers

Modell: W5

Gehäuse: Metall / Kunststoff 

Farben: Schwarz, Weiß, Rosé

Chip: Mediatek HS6620

Speicher: 32M

Betriebssystem: proprietär (Deutsch)

Bluetooth Version: BT 4.2 + 5.0 Dual-Mode

Kompatibles Betriebssystem: Android 5.0 oder höher, iOS 9.0 oder höher

Betriebsart: Touch Bildschirm, 2 Drucktasten

App Name: FitPro (Deutsch)

Sensoren: G-Sensor, Herzfrequenzsensor

Bildschirm: Größe: 1.54inch

Typ: IPS

Auflösung: 240 * 240 Pixel

Batterie Kapazität: 150mAh

Nutzungsdauer: 4-6 Tage im Normal-Mode / 10-12 Stunden im Dual-Mode 

Ladezeit: ca. 2 Stunden

Aufladungs-Art: Ladeschale mit USB-A Anschlusskabel 

Band Material: Silikon

Länge: ungefähr 225mm

Breite: ca. 20mm

Produktgröße: ca. 38 * 44 * 10.5mm

Produktgewicht inkl. Armband: ca. 53g

Wichtige Funktionen: Herzfrequenz-Messgerät, Blutdruckmonitor, Blutsauerstoffmonitor, Schlafmonitor, 8 Multi-Sport-Modi, Schrittzähler, Anruf- oder Nachrichtenerinnerung, Rufnummernanzeige, Anruf annehmen, Anruf abgehend, Telefonbuch, Auto-Leuchtanzeige, Stoppuhr, Alarm, Inaktivitätserinnerung, Kamera Fernbedienung, Anti-Lost, Musiksteuerung, Helligkeitsanpassung, etc..

Lieferumfang: 1* W5 Smartwatch, 1 * Ladekabel, 1 * Benutzerhandbuch (englisch/chinesisch)

 

Verarbeitung und Design

Die Smartwatch gibt es in Schwarz, Weiß und Rosé. 

Das Gehäuse besteht aus Metall/Kunststoff und das wechselbare 20mm Armband aus Silikon mit einem Metall-Pin, wie es auch Apple verwendet. Das Armband lässt sich gegen alle handelsüblichen Armbänder der 44mm Apple Watch Serie 5 austauschen.

Der Bildschirm ist aus kratzfestem 2,5D Gorilla Glas gefertigt. Der Uhrenboden besteht, anders als bei Apple, nicht aus Glas, sondern aus transparentem  Kunststoff. Dort befinden sich die Sensoren zur Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoff Messung und die Ladekontakte.

Rechts befindet sich oben der zurück Knopf und darunter der Ein-/Ausschalter, der gleichzeitig als Home-Taste dient. Zwischen den beiden Tasten ist ein Mikrofon untergebracht. Links sind 2 Öffnungen, wovon die obere als Lautsprecher dient.

Waren P8 und Amazfit Bip Lite eher flach und leicht, so spürt man hier deutlich mehr Gewicht und Dicke. Sind die Maße noch mit denen der Apple Watch 5 fast identisch, so wiegt die W5 aber stolze 53g.

Ich war extra mit der W5 im Saturn und habe diese mit der Apple Watch 5 verglichen. Rein optisch ist kaum ein Unterschied auszumachen. Die Öffnungen an der linken Gehäuseseite und das Design der Krone sind leicht abweichend, ansonsten entspricht das Äußere exakt dem der Apple Watch 5. 

 

Display

Das Display gefällt mir sehr gut. Hier wurde ein 1,54" IPS Panel verbaut, dass mit 240*240 Pixeln auflöst. Damit kommt es zwar nicht an das AMOLED Panel der Apple Watch heran, was aber keinesfalls auffällt. Eine Allways on Funktion gibt es bei einem IPS Display allerdings nicht.

Die Helligkeit lässt sich leider nicht manuell regulieren und an das Umgebungslicht anpassen. Dennoch lässt sich die Uhr auch in heller Sonne noch befriedigend ablesen.

Die Schrift der Benachrichtigungen ist zwar klein, aber immer noch gut lesbar. Emoji werden nicht dargestellt. 

Die Farben, Kontraste und Blickwinkel sind auf einem guten Niveau. Die Farben sind kräftig und der Schwarzwert ist noch o.k.. Die Touchscreen-Bedienung ist unproblematisch, die Sensitivität lässt keine Wünsche offen. Auf der Uhr sind 9 verschiedene Watch Faces installiert, einige in einem ähnlichen Design, wie bei der Apple Watch. Allerding haben nur 3 Watch Faces eine grafische Akkustandsanzeige. Weder im Menü der Uhr, noch in der App lässt sich sonst der Akkustand anzeigen, was nicht gerade durchdacht ist. Ich hätte mir gewünscht, dass es eine Akkustandsanzeige in Prozent gibt. Weitere Watch Faces lassen sich nicht auf der Uhr installieren. 

Der Screen ist dem der P8 ähnlich und viel besser, als der der Amazfit Bip Lite. 

 

Betriebssystem und Performance

Hier muss die W5 nun abliefern und beweisen, dass sie mehr, als nur ein Blender ist. Die W5 wird mit einem proprietären Betriebssystem ausgeliefert. Das System erlaubt keine Installation weiterer Apps. Der Prozessor kommt von Mediatek, es ist der HS6620, der auch in der DT78 werkelt. Auch die 128MB RAM und 128MB ROM sind mit denen der DT78 identisch. Das System reagiert flott und ohne größere Pausen. Musik oder Daten können natürlich nicht auf der Uhr abgelegt werden. 

Der Screen aktiviert sich durch das Anheben des Armes zum Blick auf die Uhr (in der App einstellbar) oder durch Druck auf eine der beiden Tasten. Wischt man den Screen von oben nach unten, gelangt man in die Benachrichtigungen.

Der Wisch nach rechts oder links scrollt durch die 9 verschiedenen Zifferblätter. Hier gibt es des Öfteren unbeabsichtigte Fehlbedienungen. 

Der Wisch von unten nach  oben öffnet ein Schnellmenü. Hier lässt sich der Dual-Mode aktivieren, das Smartphone suchen, der QR-Code für die App anzeigen, der Menü-Stil einstellen (Grid oder Liste), die Zifferntastatur und das Telefonbuch aufrufen, in welchem sich über die App aber lediglich 8 Kontakte ablegen lassen.

In das Hauptmenü kommt man durch einen Tipp auf das Zifferblatt. Das Menü wird in 4er Gruppen angezeigt und wird durch einen weiteren Wisch nach oben zur nächsten Gruppe weitergeschaltet. In die jeweiligen Menüpunkte gelangt man durch einen Tipp auf die jeweilige Anwendung.

 

Die Menüstruktur umfasst:

Schritte (Anzeige der Schritte)

Herzfrequenzmessung (Puls/Blutdruck/Blutsauerstoff)

Dialer (Zifferntastatur)

Phonebook (8 Kontakte)

Laufen

Situp

Seilspringen

Basketball

Badminton

Tischtennis 

Radfahren

Tennis

Dual-Mode

Musiksteuerung 

Schlafüberwachung

Kamera (Fernauslöser)

Stoppuhr

Suchfunktion für das Smartphone 

Reset

Benachrichtigungen 

Menü-Stil (Grid/Liste)

QR-Code

More … (Ausschalten)

 

Die Menüsprache auf der Uhr ist englisch.

 

Konnektivität und Kommunikation

Das Bedienkonzept ist gänzlich anders, als bei allen anderen Smartwatches, die ich bisher in den Fingern hatte und wohl der Tatsache geschuldet, dass man möglichst viele  Funktionen der Apple Watch abbilden wollte.

Bluetooth steht in der Version 4.2 und 5.0 zur Verfügung (Dual-Mode) und dient zur Kopplung mit einem Mobiltelefon ab Android 5.0 oder iOS 9.0. 

Für die Verbindung zum Smartphone und eine sinnvolle Nutzung der installierten Apps, muss auf dem Handy die App "FitPro" installiert werden. Zunächst füllt man das Benutzerprofil aus, aktiviert die Benachrichtigungen und sucht in der App die Uhr (LH728). Nachdem die Verbindung (Bluetooth 4.2) aktiv ist, nimmt die App automatisch verschiedene Einstellungen der Uhr vor. 

Anschließend wechselt man in das Bluetooth-Menü des Smartphones und verbindet sich mit der Device WellAudio (Bluetooth 5.0).

Diese zweite Bluetooth Verbindung ist für die Bluetooth-Telefonie und die Musikwiedergabe an der Smartwatch erforderlich.

 

Nur wenn an der Uhr der Dual-Mode aktiv ist, kann man über die Smartwatch telefonieren oder Musik hören, bzw. die Musik auf dem Handy steuern. Das funktioniert auch nur dann, wenn in der App die Vibrationseinstellung (unter Andere) deaktiviert wurde.

Die Uhr arbeitet jetzt quasi als Freisprecheinrichtung. Der interne Lautsprecher ist nur in ruhiger Umgebung nutzbar. Man muss aber im Dual-Mode eingehende Gespräche zwingend über die Smartwatch führen oder den Dual-Mode zunächst deaktivieren, um dann vom Handy aus das Gespräch führen zu können.

Schaltet man den Dual-Mode an der Uhr auf „Off", sind diese beiden Funktionen nicht mehr verfügbar. Alle anderen Funktionen, wie die ausgewählten Benachrichtigungen, die Pulsmessung, Blutdruck, Blutsauerstoff, die Sportarten, das Schlaftracking, die Schritte etc. sind aber über die Bluetooth 4.2 Verbindung in der App aktiv. Es fehlt aber in jedem Fall eine Benachrichtigung über Kalenderereignisse oder E-Mails. Eingehende Anrufe werden in diesem Modus, an der Uhr auch nicht mehr signalisiert. 

 

Schalter man Smartphone oder Smartwatch aus, muss man sich nach jedem Neustart auch erneut über die App mit der Uhr verbinden. Das ist nicht praktikabel und nervt auf Dauer.

Will man die Möglichkeiten der Uhr allumfassend nutzen, muss man sehr aktiv zwischen den Einstellungen im Dual-Mode switchen.

Die Sportprogramme zeichnen nur die Zeit und einen imaginären Kalorienverbrauch auf. Für mich ist diese rudimentäre Aufzeichnung nicht brauchbar. In der App kann man immerhin Gehen, Joggen und Radfahren auch, über das GPS des Handys, tracken. Eine Schnittstelle zu Google Fit gibt es nicht.

Dort lassen sich ebenfalls verschiedene Auswertungen zu Schritten (mit km Angabe), den Gesundheitsfunktionen und des Schlaftrackings abrufen. Apropos Schlaftracking, dieses funktioniert nur ab 22:00 Uhr und ist erst nach 4 Stunden Schlafaufzeichnung in der App abrufbar. Unterbricht man das Zeitintervall, um z.B. auf Toilette zu gehen, bricht auch das Schlaftracking ab. Das das anders geht, haben DT78, P8 und Amazfit bewiesen. Für mich ist das Schlaftracking damit ebenfalls unbrauchbar. 

Die verschiedenen Gesundheitsdaten sind ein Anhalt, ersetzen aber nicht den Besuch beim Hausarzt. Insbesondere bei der Blutdruckmessung gibt es erhebliche Abweichungen. Die Messung  von Puls und Blutsauerstoff sind in Ordnung.

 

NFC gehört nicht zum Ausstattungsumfang, was aber auch bei dem Preis nicht zu erwarten ist. Somit muss man zum kontaktlosen bezahlen das Smartphone mit NFC aus der Tasche holen.

 

Akkulaufzeit

Der Akku hat eine Kapazität von 150 mAh. Die DT78 hatte 240 mAh und die P8 170mAh. In der Praxis hält der Akku mit deaktiviertem Dual-Mode ca. 4-6 Tage durch. Sobald man den Dual-Mode aktiviert ziehen 2 Bluetooth Verbindungen den Akku rasant leer.  Nach 10-12 Stunden ist Schluss. 

Deshalb sollte man den Dual-Mode nur temporär nutzen.

Die Anzeige der verbleibenden Akkukapazität erfolgt nur auf der Uhr und auch nur grafisch, vorausgesetzt man nutzt eins der drei Watch Faces mit dem Akku Symbol.

Die Ladezeit des Akkus beträgt ca. 2 Stunden. 

 

Fazit: 

Gut gefallen hat mir das Design, nahe an der Apple Watch, das Display und die Watch Faces. Auch die Puls- und Blutsauerstoff-Messung sind genau und damit brauchbar.

Die App FitPro ist nicht schlecht und gut auf die Uhr abgestimmt. 

Das Bedienkonzept mit dem Dual-Mode, die Akkulaufzeit im Dual-Mode, das Schlaftracking und fehlende Benachrichtigungen für Kalender und E-Mails haben mich hingegen nicht überzeugt.

Das Preis-/Leistungsverhältnis geht aber in Ordnung, denn natürlich ist es keine Apple Watch, aber der nette Versuch einer Kopie für kleines Geld. Wer mit den Einschränkungen leben kann, der wird mit dieser Smartwatch durchaus glücklich. Wer aber eine wirklich gute Smartwatch zum ähnlichen Preis sucht, dem empfehle ich die Bakeey/Colmi P8. Einen Testbericht findet Ihr hier.

Für die Hollvada W5 gibt es deshalb von mir nur eine eingeschränkte Kaufempfehlung.  

 

Test im Video 

Unboxing im Video  

 

Autor: Bernd Volkmer